In Ghana entsteht ein formeller Recyclingsektor, der sich um eine umweltverträgliche Verarbeitung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten bemüht und in Verarbeitungstechnologien investiert. Die in Ghana verfügbaren Anlagen beschränken sich bisher auf die manuelle Demontage und teilweise mechanische Zerkleinerung und Sortierung. Es fallen Fraktionen wie Leiterplatten, Kunststoffgehäuse, Bildschirme, Kabelgranulat oder Batterien an.
Es gibt jedoch nur eine begrenzte Anzahl von lokalen Abnehmern für diese Fraktionen, wie z. B. Kupferhütten oder Kunststoffrecycler. Daher werden die meisten edelmetallhaltigen Abfallfraktionen exportiert. Dies setzt der lokalen Wertschöpfung und den Einnahmen der lokalen Aufbereitungsunternehmen enge Grenzen.
Thermochemisches Recycling von Elektro- und Elektronikaltgeräten
Hier setzt das aktuelle Projekt an: Ein bei Fraunhofer entwickeltes innovatives thermochemisches Aufbereitungsverfahren soll in Ghana die manuelle und mechanische Trennung als zusätzliche Downstream-Technologie ergänzen.
Primäres Ziel ist es dabei, die in den Elektro- und Elektronikaltgeräten enthaltenen Metalle in effiziente Recyclingprozesse zu bringen. Gleichzeitig sollen Abfälle, die umweltschädliche Stoffe enthalten, z.B. flammhemmende Kunststoffgehäuse, sicher entsorgt werden.
Bei dem Fraunhofer-Verfahren werden die EEAG-Fraktionen unter Ausschluss von Sauerstoff thermisch zersetzt und die Metalle in einem festen Rückstand angereichert. Die enthaltenen Kunststoffe werden größtenteils in Form von Öl und Gas zu Energieträgern mit hohem energetischem Wert umgewandelt. Aus dem Metallkonzentrat der Kupferrecyclingroute können neben Kupfer bis zu 19 weitere Metalle wie Gold oder Platin gewonnen werden.
Dies lässt sich am Beispiel eines Desktop-PCs verdeutlichen: Während ein solches Gerät auf einer Deponie für umgerechnet etwa 1,54 Euro gehandelt wird, können allein durch den thermochemischen Prozess in Kombination mit dem nachgeschalteten Metallrecycling Metalle im Wert von etwa 20,80 Euro zurückgewonnen werden. Darüber hinaus können die entstehenden Öle und Gase zur Energierückgewinnung genutzt werden.
Neue Optionen für die lokale Wertschöpfung
Die lokale Wertschöpfung könnte durch einen solchen neuen, lokal betriebenen Downstream-Prozess um ein Vielfaches gesteigert werden. Zum einen würden die Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung steigen, zum anderen würden die Umwelt- und Gesundheitsgefahren sinken.
Die technische und wirtschaftliche Konzeptentwicklung soll unter Beteiligung ghanaischer Ministerien, Unternehmen und Behörden sowie in enger Abstimmung mit bereits bestehenden Initiativen im Bereich der Sammlung und Behandlung von Elektro- und Elektronikaltgeräten erfolgen. Vorhandenes Wissen und Infrastrukturen aus laufenden Projekten werden einbezogen, insbesondere die Aktivitäten im »E-Waste Programme«, das von der GIZ und der KfW unterstützt wird.
Um die Einsatzmöglichkeiten des Verfahrens beurteilen zu können, werden im Projekt die technische und wirtschaftliche Machbarkeit sowie die ökologischen Vorteile unter den Bedingungen in Ghana untersucht. Bei positiven Ergebnissen könnte das Recyclingmodell auf andere Länder mit ähnlicher Situation übertragen werden, zum Beispiel Nigeria, Ruanda oder die Elfenbeinküste.
Das Projekt mit dem Titel EAG2-Rec wird vom deutschen Bundesumweltministerium im Rahmen der Exportinitiative »Umweltschutz« gefördert. Das Projekt begann im Januar 2022 und hat eine Laufzeit von 2 Jahren.