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Europäisches Forschungsprojekt befasst sich mit Textilabfällen durch integrierte Recyclingtechnologien

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Eine große europäische Forschungsinitiative unter der Leitung von Fraunhofer UMSICHT wurde ins Leben gerufen, um integrierte Lösungen für das Recycling von Textilabfällen zu entwickeln. Das Projekt AUTOLOOP zielt darauf ab, ein umfassendes System zu schaffen, das bis 2050 jährlich 1,24 Millionen Tonnen Textilabfälle verarbeiten und gleichzeitig potenziell über 130.000 grüne Arbeitsplätze in der gesamten EU schaffen könnte. Dieses Projekt zielt darauf ab, automatisierte Sortier-, Rückverfolgungs- und Closed-Loop-Recyclingtechnologien für Textilien auf Polyesterbasis (NRT) zu entwickeln, zu testen und zu integrieren, um die dringende Herausforderung der Textilabfallentsorgung anzugehen.

Project Partners of Autoloop Project
Die Projektpartner des Autoloop-Projekts bei der Auftaktveranstaltung im September 2025 bei Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg.
Der Prozess zeigt die Umwandlung von Alttextilien durch automatisierte Sortierung, chemisches Recycling und Wiederverwertung zurück in den Nutzungskreislauf. Darüber hinaus werden additive Marker zur Rückverfolgbarkeit eingesetzt, wobei die Wiederverwendung (»Second Life«) bevorzugt und die Verbrennung vermieden wird.

Die europäische Textil- und Bekleidungsindustrie beschäftigt 1,3 Millionen Menschen und erwirtschaftet jährlich rund 170 Milliarden Euro. Allerdings fallen dabei jedes Jahr 10,9 Millionen Tonnen Textilabfälle an, von denen derzeit weniger als 1 % durch geschlossene Kreislaufprozesse zu neuen Textilien recycelt werden.

»Die Textilindustrie befindet sich an einem kritischen Punkt«, erklärt Dr. Thomas Fehn, Koordinator von AUTOLOOP bei Fraunhofer UMSICHT. »Dieses Projekt steht für einen Paradigmenwechsel von Abfall zu Ressource, indem ausrangierte Kleidung in wertvolle Rohstoffe für neue Kleidungsstücke umgewandelt wird.«

Technologische Ansätze und Arbeitspakete

AUTOLOOP umfasst mehrere wichtige technologische Innovationen für das vollständige Recycling von Textilien auf Polyesterbasis (PET-basiert), die von den Projektpartnern weiterentwickelt und validiert werden:

  • KI-gestützte Sortierung: Das künstliche Intelligenzsystem von ZORITEX identifiziert mithilfe von hyperspektraler Nahinfrarot-Technologie über 15 verschiedene Fasertypen und deren Mischungen. Dieser automatisierte Ansatz könnte den Sortierdurchsatz verzehnfachen und gleichzeitig die Kosten um 50 bis 75 % senken.
  • Chemiefreies Recycling: Das Ioncell®-Verfahren von AALTO nutzt innovative ionische Flüssiglösungsmittel, um Zellulosefasern aus Textilgemischen zu extrahieren, und erreicht dabei Recyclingquoten von über 95 % ohne schädliche Chemikalien.
  • Fortschrittliche synthetische Rückgewinnung: Die von Fraunhofer UMSICHT und SKZ entwickelte ReSyn-Technologie zerlegt synthetische Fasern in hochreine Bausteine für die Herstellung neuer Materialien und arbeitet selbst bei kontaminierten Textilien effizient.
  • Intelligente Faserverfolgung: Die IntegriTEX®-Technologie von TLX bettet unsichtbare Identifikatoren in Fasern ein und ermöglicht so eine kontaktlose Erkennung und vollständige Transparenz der Lieferkette.
  • Digitale Integration: Der cloudbasierte Data Hub von TEXROAD standardisiert das Informationsmanagement über den gesamten Recyclingprozess hinweg und gewährleistet die Einhaltung neuer Vorschriften wie dem Digital Product Passport.

Erwartete Ergebnisse bis 2050

Bei erfolgreicher Skalierung könnte der integrierte Ansatz von AUTOLOOP Folgendes bewirken:

  • Jährlich 1,24 Millionen Tonnen Textilabfälle recyceln.
  • Eine Materialrückgewinnungsquote von 96 % erreichen.
  • Über 130.000 neue grüne Arbeitsplätze in der gesamten EU schaffen.
  • Die Kosten für die kommunale Abfallentsorgung senken (derzeit 60–110 EUR pro Tonne).
  • Die Abhängigkeit der Textilindustrie von neuen Rohstoffen deutlich verringern.

Eine wahrhaft europäische Anstrengung

Das Projekt vereint 14 Partner aus sieben Ländern und verbindet Forschungseinrichtungen mit Industriepartnern. Zu den wichtigsten Organisationen gehören ZORITEX (Großbritannien), die AALTO-Universität (Finnland), Fraunhofer UMSICHT (Deutschland), TLX (Deutschland) und TEXROAD (Niederlande) sowie weitere Partner aus ganz Europa. Weitere Partner sind ELT (Großbritannien), TRASBORG (Dänemark), VTT (Finnland), SKZ (Deutschland), S4L (Großbritannien), LEEDS (Großbritannien), NORION (Dänemark), TEMASOL (Schweiz) und LGI (Frankreich). 

Ausblick

Angesichts der Weiterentwicklung der europäischen Vorschriften zur Abfallwirtschaft und der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Textilien bietet AUTOLOOP eine Forschungsgrundlage für die Förderung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie. Das Projekt zeigt, wie fortschrittliche Recyclingtechnologien integriert werden können, um effiziente Systeme für die Verarbeitung von Textilabfällen zu schaffen und den Übergang von linearen zu zirkulären Produktionsmodellen zu unterstützen. AUTOLOOP wurde im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms »Horizont 2020« der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 101181624 gefördert.

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